Honigtau
Dass Bienen Blüten besuchen und Nektar sammeln, ist allgemein bekannt. Es gibt aber noch eine weitere Trachtquelle, aus der sich Honig bereiten lässt. Auch diese Tracht muss eine zuckerhaltige Flüssigkeit sein. Die Bienen finden sie als Tröpfchen oder feinen Überzug auf Nadeln und Blättern, eben als süßen Tau. Manchmal holen Sie die Tröpfchen direkt beim Erzeuger ab.
Man kann sagen, dass der Honigtau von den Pflanzen gestohlen
wird. Die Pflanzen geben ihren nahrhaften Saft nicht freiwillig ab. Die Bildung des Honigtaus ist ein Prozess, der einseitig zugunsten der Bienen abläuft.
Honigtauerzeuger
Honigtau wird von Insekten, die Pflanzensaft saugen, ausgeschieden. Unsere heimischen Honigtauerzeuger sind Blatt- und Schildläuse. Diese ernähren sich vom Pflanzensaft unterschiedlicher Bäume und Sträucher. Auch Kräuter oder Stauden kommen infrage; sind aber für Bienen als Trachtquelle weniger interessant.
Blatt- und Schildläuse brauchen zum Leben wie alle Tiere Makro- und Mikronäherstoffe sowie Wasser. Der Pflanzensaft aus dem Phloem der Pflanze enthält diese Stoffe aber in einer Zusammensetzung, wie es Pflanzen benötigen: viel Zucker aber wenige Aminosäuren. Tiere brauchen viele Aminosäuren, um daraus ihre körpereignen Eiweiße aufzubauen. Die Folge ist das Blatt- und Schildläuse sehr viel Pflanzensaft saugen müssen, um ihren Bedarf an Aminosäuren zu decken. Den aufgenommenen Überschuss an Zucker und Wasser müssen sie umgehend wieder abgeben. Sie scheiden daher viele feine Tröpfchen einer konzentrierten Zuckerlösung aus.
Zusammensetzung des Honigtaus
Auch wenn es viele Imker nicht wahr haben wollen: Die Zucker haben einmal die Darmpassage bei den Läusen gemacht, bevor sie wieder ausgeschieden werden. Eine Abkürzung gibt es nicht. Das ist nicht weiter unappetitlich, da im Darm der Läuse außer dem Pflanzensaft und ein paar Enzymen nichts drin ist.
Die Enzyme im Darm der Läuse verändern das Zuckerspektrum. Der Pflanzensaft enthält hauptsächlich das Disaccharid Saccharose. Dieser Zweifachzucker wird in Glukose und Fruktose gespalten. Hinzu kommen in kleineren Mengen Mono- und Trisaccharide (Einfach- und Dreifachzucker). Im Darm der Läuse ist die Konzentration der Zucker so hoch, dass es zu neuen Verbindungen unter den Zuckern kommt. Im Honigtau wurden 20 verschiedene Zuckerverbindungen nachgewiesen. Also ein deutlich größeres Spektrum als im Nektar.